Geldmünzen, aus denen Pflanzen keimen.

Familie-Weinmann-Stiftung

Familienchronik der Familie Elfriede und Fritz Weinmann, Bechtheim

Frau Elfriede Weinmann errichtete letztwillig die Familie-Weinmann-Stiftung in Bechtheim. Sie erfüllte damit den Wunsch ihres plötzlich verstorbenen Ehemannes zum Gedenken an diesen und seinen im Kriege gefallenen Bruders Hans. Frau Weinmann verstarb am 04.04.2001 in Bechtheim. Von dem umfangreichen Erbe vermachte sie dem Landkreis 500.000 DM mit der Auflage, die Familie Weinmann-Stiftung zu gründen. Das Vermögen wurde durch Weinbau und Weingeschäft erworben. Initiator und Seele des bekannten Weingeschäftes war Herr Fritz Weinmann. Seine Ehefrau unterstützte ihn wo sie nur konnte - im Betrieb, im Weinbau - und - wie früher selbstverständlich - versah den Haushalt und Garten.

Zur Geschichte


Elfriede Weinmann (geb. 22.01.1922 - verst. 04.04.2001)
Fritz Weinmann geb. 17.03.1913 – verst.  20.01.1994 Elfriede, 
Emilie Fritz wurde geboren am 22.01.22 in Bechtheim. Ihre Vorfahren väterlicherseits waren Bechtheimer Bauern mit durchschnittlichen Betrieben der Landwirtschaft und des Weinbaus.

Ihre Mutter war die Tochter des Bechtheimer Metzgermeisters Peter Kärcher, dessen Ehefrau die Tochter des Bechtheimer Schuhmachers. Ihre Vorfahren gehörten zum handwerklichen Mittelstand und bewirtschafteten nebenbei Äcker und Weinberge. Elfriede blieb das einzige Kind ihrer Eltern und hat während des 2. Weltkrieges den elterlichen Bauernhof bewirtschaftet. Sie verlobte sich mit dem Bäcker Johann - genannt Hans - Weinmann, (geb. am 06.08.1919) es kam nicht zur Verehelichung. Nachdem ihr Verlobter Hans gefallen war, heiratete sie am 23.11.1944 in der Ev. Kirche zu Bechtheim dessen Bruder Fritz.

Fritz und Johann (Hans) Weinmanns Eltern betrieben in Bechtheim eine Bäckerei bis zum Beginn des 2. Weltkrieges. Dann befassten sie sich nur noch mit dem Weinhandel. Beide Söhne erlernten das Bäckerhandwerk, Fritz Weinmann zusätzlich den Kaufmannsberuf. Berufliche Erfahrungen sammelte er auch im europäischen Ausland. Danach stieg er voll in die Weinhandlung ein. Während Hans Weinmann gleich zu Beginn des Krieges im Osten (im Kaukasus) gefallen war, konnte er aufgrund seiner Jugend wirtschaftlich wenig zum Weingeschäft beitragen.

Heute noch erinnern sich ältere Bewohner Bechtheims, dass er aus seiner Kiepe als Bäckerjunge Brot und Brezeln im ganzen Dorf verkauft hat. Fritz Weinmann war ja ebenfalls Bäcker. Durch das Einsteigen des jüngeren Bruders in den Betrieb gewann er Freiraum, um seine kaufmännischen Fähigkeiten zu entwickeln. Dabei knüpfte er Kontakte und erkundete die Chancen für sein späteres Hauptgeschäft, den Weingroßhandel. Kontinuierliches Arbeiten, Pflichtbewusstsein und Korrektheit waren seine Stärke, so baute er den Weinabsatz in ganz Deutschland, vor allem in den Bevölkerungszentren, Berlin, Frankfurt, Hamburg, Köln und als Schwerpunkt in Bayern auf. Er bediente sich lokaler Handelsvertreter, die Geschäfte mit Großhändlern abschlossen. Private und Gaststätten gehörten nicht zum Kundenkreis.

Der Wein wurde anfangs überwiegend in Fässern geliefert, die mit der Eisenbahn versandt worden sind. Später überwog der Anteil von Flaschenweinen, die meist mit großen grünen Lastkraftwagen transportiert wurden. Der eigene Wein stand zunächst im Vordergrund und dessen Vertrieb war wohl die Initialzündung für den Aufbau seines Weingroßhandels. Grundlage waren die Weinberge, die er und seine Ehefrau mit in die Ehe gebracht hatten, über 5 ha im Wonnegau, eine beachtliche Größe. Seine Ehefrau arbeitete regelmäßig in den Weinbergen und beaufsichtigte die Hilfskräfte, wie sie es als Kind von ihren Eltern aus deren Betrieb gelernt hatte. Da der eigene Wein nicht ausreichte, kaufte er zunehmend, zunächst vor allem von Bechtheimer Kleinwinzern Trauben oder Wein, weitete dann ganz erheblich den Ankauf über ganz Rheinhessen unter Einschaltung von Weinkommissionären aus.

Sein Vater hatte das Grundstück in der Martin-Luther-Straße - im Volksmund Wassergasse genannt - einst Besitz der Freiherrn von Falkenstein, 1892 von Peter Schad erworben. Die Zeichnung des Geländes ist das Symbol der Weinmann-Stiftung. Dort hatte er seine Bäckerei. Die Keller und Betriebsvorrichtungen der vom Verkäufer betriebenen, aber aufgegebenen Essigfabrik konnten für den eigenen Weinausbau genutzt werden. Bald reichten sie aber nicht aus: Die Bäckerei wurde aufgegeben, in deren Räumen war später das Büro der Firma. Er kaufte zusätzlich das Nachbargrundstück, riss alte Gebäude ab und errichtete einen modernen Keller mit Kelterhaus und Flaschenlager und mit allen für eine Großkellerei damals modernen Einrichtungen.

Weitere etwa vier Keller aus dem Familienbesitz, wurden ebenfalls für den Betrieb genutzt. Die Lagerkapazität kann man auf ca. 1 Mio. Liter veranschlagen. Genaue Zahlen kennen wir nicht, er beschäftigte aber etwa 30 Mitarbeiter und setzte 2 - 3 Mio. DM unter seiner Firma „Fritz Weinmann KG, Weingroßkellerei Export“ um, ein ganz beachtlicher Betrag, wenn man zurückdenkt, was eine Mark in den 50iger/ 60iger Jahren wert gewesen ist.

In dieser Zeit plagte ihn auch die Sorge um den Fortbestand seines Lebenswerkes. Die Eheleute Weinmann hatten keine Kinder, geeignete Nachfolger aus dem Kreise der Familie standen nicht zur Verfügung. 1967 verkaufte Fritz Weinmann daher die Betriebsgebäude in der Martin-Luther-Straße an den Weinhändler Schmidt. Diesem gelang es aber nicht, das Geschäft zu erhalten und fortzuentwickeln. Mit ein Grund war der inzwischen eingetretene Strukturwandel im Handel. Der Weingroßhandel ging rapide zugrunde, also fielen die Kunden weg und die Weinkommissionäre verloren an Bedeutung, also mangelte es auch an der Versorgung mit Wein von den Winzern.

Persönlich lebten die Eheleute Weinmann sehr bescheiden. Sie waren praktisch Tag und Nacht an sieben Tagen der Woche im Betrieb engagiert. Als ihre Wohnung in der Martin-Luther-Straße dem Büro des Betriebes zum Opfer gefallen war, bauten sie sich unweit davon einen Bungalow in der Dalbergstraße. Sparsamkeit war oberstes Gebot, im betrieblichen, aber auch im persönlichen Bereich. Als Luxus leisteten sie sich Reisen, die nach Aufgabe des Betriebes auch einmal langer ausfielen.

Politisch engagierte sich Herr Weinmann in der FWG, zu deren Gründer er nach dem Kriege zählte. Seine Verantwortung für das Gemeinwesen erfüllte er auch als Mitglied des Kirchenrates der Evangelischen Gemeinde. Gesellschaftlich waren die Eheleute Weinmann traditionsgemäß, wie ihre Eltern, dem Männergesangverein „Concordia 1847“ verbunden. Sie beteiligten sich an den dörflichen Festen und Vereinsveranstaltungen.

Neben den Reisen war die Musik die Leidenschaft, vor allem von Herrn Weinmann. Er war aktiver Sänger und begeisterter Violinspieler. Zwanzig Jahre stand er dem Männergesangverein als Vorsitzender vor und wurde am 06.01.1962 Ehrenvorsitzender.

Elfriede Weinmann
geb. 22.01.1922 - verst. 04.04.2001
Fritz Weinmann
geb. 17.03.1913 – verst. 20.01.1994